Samstag, 15. Dezember 2012

Sie und ihr Körper



Man nimmt nicht viel ab nur weil man wenig isst.
Oft ist eher das Gegenteil der Fall...





SIE und IHR KÖRPER

SIE hat 59 Kilogramm und die Absicht, ihr Körpergewicht zu reduzieren. Oberschenkel, Gesäß, Hüften und Taille sollen schlanker werden. Ein neues enganliegendes Kleid und der Winter-Badeurlaub in der Karibik sind ihre Motivation.

IHR KÖRPER hat nur eines im Sinn: ihr Leben zu erhalten, um fast jeden Preis. Wie ihre Figur aussieht ist ihm egal, er weiß nichts von ihrem neuen Kleid oder ihrem Badeurlaub, es würde ihn auch nicht interessieren. Er sorgt sich nur um die ausreichende Versorgung aller lebensnotwendigen Systeme.

SIE macht eine 1000 Kalorien-Diät (die allerneueste lllustrierten-Diät), bei der man in 14 Tagen 5 Kilo leichter, schöner und schlanker werden soll. Ihre Bürokollegin diätelt mit ihr. Sie ist also nicht allein. Es kann losgehen. Sie beginnt die Diät...

IHR KÖRPER ist von den Socken! Jeden Tag hat sie ihn pünktlich versorgt, er dachte an nichts Böses und nun plötzlich das. Die Nahrungszufuhr wird drastisch gesenkt. Wo er noch gestern genießerisch wählen durfte aus dem mehr als reichlichen Angebot - plötzlich Ebbe...

SIE hat nach 3 Tagen bereits 1,5 kg abgenommen. Ihre Bürokollegin sogar schon 1,64 kg. Alles ist happy. Sie sieht sich schon am Strand von Waikiki und fühlt bereits die bewundernden Blicke der braungebrannten, schönen einheimischen Jünglinge auf ihrem neuerschlankten wohlgeformten Körper brennen.

IHR KÖRPER hat sich über die ersten paar Tage hinübergerettet. Er hat genügend eingelagert. Er holt sich etwas aus den Fett-Depots, beginnt die Kohlenhydratlager zu plündern und knabbert ein wenig am Muskel-Eiweiß. Nur eines stört ihn: ihr Grundumsatz liegt bei 1300 Kalorien, und einen Arbeitsumsatz hat sie ja auch. Er überlegt sich einige Sparmaßnahmen. Er senkt die Körpertemperatur - ihr wird es manchmal etwas kühl - und greift vermehrt zum Muskel-Eiweiß. Denn aus Fett macht sich das Gehirn nichts, aber aus den Eiweißbausteinen kann er sich Gehirnnahrung zusammenbauen. Er geht also ans Eingemachte!

SIE freut sich, denn die Waage zeigt nach 6 Tagen bereits 2,5 kg Gewichtsverlust. Sie hat zwar Verdauungsprobleme, weil ihr Darm zu wenig arbeiten muss und daher träge reagiert. Und außerdem ist sie etwas lustlos, weil ihre Kollegin, nicht ganz so willensstark wie sie, am Wochenende zum Schlemmen verführt wurde und so stark gesündigt hat, dass sie ihren Gewichtsverlust vollständig wieder oben hat. Aber im allgemeinen sieht sie sich schon in Kürze schlank und rank...

IHR KÖRPER hat sich total auf eine Hungersnot eingestellt. Er spart, wo er kann, reagiert auf Bewegungen äußerst unwillig und seine/ihre geistige Konzentrationsfähigkeit hat nachgelassen. Er baut jetzt regelmäßig und immer intensiver das Muskel-Eiweiß ab, weil ihm die Versorgung der Zentrale - sprich das Gehirn - eigentlich mehr am Herzen liegt als ihre schlanken Oberschenkel.

SIE hat fast keine Motivation mehr. Zwar hat sie leidvoll nach 8 langen Tagen ganze 3,2 kg abgenommen, aber zu sehen ist es nur dort, wo sie nichts verlieren wollten, im Gesicht und am Busen. Aber am Po usw. schwabbelt noch fast alles in voller Größe.

IHR KÖRPER hat inzwischen 1 3/4 l Wasser verloren, fast 1 kg Muskelmasse und nur 1/2 kg Fett. Er kämpft um ihr Überleben und sie nimmt es gar nicht zur Kenntnis. Sie schaut nur auf die Skala ihrer Waage und in den Spiegel. Und das macht ihn nervös und sie wird es durch ihn...

SIE hat jetzt endgültig das Handtuch geworfen und die Diät aufgegeben. Damit sie aber die mühsam ab gehungerten Kilo nicht wieder drauf kriegt, nimmt sie sich vor, etwas weniger als vor Beginn ihrer Diät zu essen. Damit die Schinderei nicht ganz umsonst war...

IHR KÖRPER merkt plötzlich, dass die Nahrungszufuhr wieder steigt und ist begeistert. Als einer, der gelernt hat, für Notfälle vorzusorgen, beginnt er jetzt noch stärker als vorher Vorräte, sprich Fettdepots anzulegen. Alles was sie zu sich nimmt, wird bis ins Letzte verwertet. Er holt sich seine Reserven, wo er kann. Er hamstert...! Und wie!

SIE weiß nicht, wie das zugeht. Sie isst weniger als vorher und hat jetzt 3 Wochen nach ihrer Diät vollere Hüften und auch der Po und die Oberschenkel ... Oh, Schreck...!

IHR KÖRPER ist mit sich und der Welt zufrieden. Er ist jetzt besser als je zuvor für Notfälle gerüstet. Er lagert rundherum ein was geht und kann der Zukunft gewappnet ins Auge sehen...

SIE hingegen sieht entsetzt auf der Waage, dass sie ihr altes Gewicht wieder erreicht hat. Und trotzdem wird sie das Gefühl nicht los, fetter zu sein als vorher. Ihre Kleider sind ihr zu eng, doch die Waage zeigt nicht mehr an als vor ihrer Diät...

IHR KÖRPER hat jetzt mehr Platz für seine Fett-Depots, weil er einen Teil der Muskulatur abgebaut hat. Da aber das schwabbelige Fett ein Drittel mehr Volumen hat als der feste Muskel, hat er eben noch ein wenig erweitert. Er sorgt sich eben um sie...



Quelle: Naschkatzen 

3 Kommentare:

  1. Ist bekannt :)
    Daher ist hungern was für Dumme ;)

    Noch was konstruktives zum Thema...: Man sollte vor allem Kohlenhydrate zyklisch einsetzen. Mehr als 1 oder max. 2 kh-betonte Mahlzeiten sollten es keinesfalls sein.

    Entweder man isst sie morgens und geht dann gegen Tagesende mit der Menge herunter (und abends gar keine KH mehr) oder umgedreht, was sich für Kraftsport als Konzept des Carbbackloading anbietet. So gehen die KH in die Muskelspeicher und nicht aufs Körperfett.

    Keinesfalls sollte man KH abends UND morgens essen, sie müssen dazwischen (zu einem Großteil) verbraucht werden.

    Und der weibliche Stoffwechsel ist noch etwas anders als der männliche: Frauen verbrennen generell anteilig mehr Fett als Männer - und schonen auch beim Training ihre KH-Speicher eher. Das sollte man berücksichtigen, daher lieber etwas mehr Fett essen, da es nicht diese starken hormonellen Wirkungen (Insulin verhindert eine Fettabnahme zuverlässig) hat - und außerdem den Körper auch mehr auf Fettverbrennung einstellt, wenn man davon nicht zu wenig isst.

    Grüße

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    1. Leider scheint es nicht allen bekannt zu sein sonst würde ich nicht in Blogs und im Forum ständig lesen" Ich esse nur 800kcal am Tag und nehme trotzdem nicht ab"

      Die Geschichte mit den Kohlenhydraten ist sicher nicht zu verachten und hilfreich, aber nicht lebenswichtig, ich nehm zumindest auch ab wenn ich Kohlenhydrate morgens und abends und auch noch am mittag esse. Wichtig ist in erster Linie eine negative aber noch gesunde Kalorienbilanz zum abnehmen.

      Grüße

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    2. Liebes Erdbeermüsli,

      ich finde es toll, dass du das gepostet hast! Das lese ich auch ständig. Ich muss aber zugeben, dass ich auch darauf achte, weil ich mich so viel besser gebremst kriege was z.B. das naschen angeht.

      Seit ich Lotti kenne, achte ich sowieso viel mehr auf das, was ich abnehmtechnisch tue. :)

      Liebe Grüße

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